Jorge Oswald
ist Filmemacher, sein Road-Movie kommt ins Kino.
Die Wienerin Mo Thomson hat schon immer kleine «Gschichterl geschriebn». Bild: Claudia Naef Binz
Die gebürtige Wienerin und Winterthurerin Mo Thomson hat schon immer gerne geschrieben. Nun wagte sie sich an ihren ersten Krimi.
Psychothriller Als sich die Wohnungstür öffnet, scheint die Sonne aufzugehen. Die Autorin Mo Thomson, gekleidet in einen sommerlichen Jumpsuit, strahlt und bittet auf die Terrasse. «Machen wir es uns doch gemütlich», sagt sie.
Sie habe schon immer kleine «Gschichterl gschriebn», sagt die gebürtige Wienerin im Gespräch. «Ja, das sagen alle Autoren», lacht sie. Während auf dem Sofa Ferienstimmung aufkommt, geht es im Gespräch um ein düsteres Thema. Um Mord, um genau zu sein. Und um Abgründe.
«Es ist dieser eine Mord, dieser spezielle Fall, der dich nie wieder loslässt und für immer prägen wird. Doch woher sollte ich wissen, dass mich der Mord an einem 17-jährigen Schüler an den Rand des Wahnsinns treiben wird?» Diese Frage stellt sich die Protagonistin Charlotte, Polizei- und Opferschutzbeamtin der Police Scotland. Charlotte traut ihrem eigenen Urteilsvermögen nicht, da sie in ihrer Kindheit mit einem schweren Verbrechen konfrontiert wurde.
«Es macht mir viel Spass, mich in meine Figuren hineinzudenken», sagt Thomson. Sie hat entsprechend grosse Sorgfalt in deren Entwicklung gelegt und schlägt im Buch geschickt den Bogen von der Vergangenheit zur Gegenwart. «Ich wollte einen Psychothriller schreiben, aber auch sprachlich provozieren. In einem Psychothriller könne man die Leser schon etwas härter rannehmen, findet die Autorin. «Es ist alles erfunden», betont sie, auch wenn die Protagonistin Charlotte wie die Autorin aus Wien stammt.
Thomson hat den Krimi in Schottland angesiedelt. «Edinburgh bietet sich als düstere Stimmungskulisse an», findet die Autorin. Es sei zudem die Heimat ihres Mannes Derrick, der halb Schotte, halb Schweizer sei. Ihren Mann hat Thomson in der Musikbranche kennengelernt, er ist Geschäftsführer bei einem grossen Schweizer Veranstalter. «Bis 2015 war ich ein bekanntes Gesicht in der österreichischen Musikszene», so Thomson. Der Liebe wegen zog sie nach Winterthur und nahm bei der Heirat den Namen ihres Mannes an.
«Hier in der Schweiz musste ich von null wieder alles aufbauen» sagt Thomson. «Nein, sogar von minus zehn.» Das jahrzehntelange berufliche Überschreiten ihrer körperlichen Grenzen hat sie schliesslich krank gemacht. Darauf reifte die Entscheidung, sich selbstständig zu machen, einerseits als Bookerin für internationale und nationale Bands, andererseits als Produktionsleiterin für grosse Festivals. Durch die Selbstständigkeit konnte sich Thomson endlich den Freiraum als Autorin freischaufeln.
Ihr Buch gibt sie im Eigenverlag heraus. «Alles, was der Verleger macht, musste ich selbst erledigen, dies habe ich total unterschätzt, zwei Monate gingen allein für Korrekturen und Formatierungen drauf.»
Thomson nimmt ihr Tablet hervor und fragt nach der Meinung zum Cover. «Ich wollte keines der Kindle-Covers verwenden, stattdessen hat eine liebe Freundin und Graphic Designerin das Cover gestaltet.»
Unüblich ist der lange Buchtitel. «Alle haben mir davon abgeraten, einen so langen Titel zu verwenden.» Andere Krimis hätten kurze Titel wie: «Das Schiff», «Der Schrei», «Die Scheune» etc. «Genau deshalb wollte ich etwas anderes machen, anders als alle anderen», erklärt Thomson. «Denn ich bin, was ich bin», sagt sie. «Und jetzt endlich da, wo ich immer hinwollte.»
Claudia Naef Binz
Mo Thomson
«Was du nicht willst, das man dir tut, das füg auch keinem anderen zu»
Ebook: ohne ISBN, Preis EUR 2.99
Taschenbuch: ISBN 9798328027618, Preis EUR 12.83
Gebundene Ausgabe: ISBN
9798328035255, Preis EUR 21.39
www.amzon.de/dp/B0D6SGRGRL
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