Cédrie Tynowski
wird neuer Handballexperte bei SRF.
Stadträtin Martina Blum geht auch nach einem intensiven ersten Amtsjahr jeden Tag gerne zur Arbeit.
Mit «Schule und Sport» hat Martina Blum vor einem Jahr das intensivste Departement übernommen. Für die Zukunft hat sie noch reichlich Schnauf.
Nachgefragt Im Interview spricht die Grüne Stadträtin über das intensive erste Jahr, welche Pläne sie mit dem knappen Schulraum verfolgt und wie es mit der Schützenwiese weitergeht.
Was war Ihr persönlicher Höhepunkt in ihrem ersten Amtsjahr?
Im Juni haben wir – der Stadtrat und die neue Winterthurer Schulpflege – gemeinsam entschieden, die Organisation des Schulamts zukunftsfähig aufzustellen. Das war ein wichtiger Meilenstein für mich. Nach der Schulbehördenreform ist es mein grosses Anliegen das Departement zu stabilisieren und die Organisation so anzupassen, dass Departement und Schulpflege gut zusammenarbeiten können. Wichtig ist mir, dass wir strategischen Themen die nötige Aufmerksamkeit schenken. Beispielsweise dem knappen Schul- und Betreuungsraum oder der Schulentwicklung. Diese Themen können wir nur gemeinsam angehen.
Was hat Sie besonders überrascht?
Die Grösse des Departements mit rund 5000 Angestellten – davon 2000 im Departement und 3000 in den Schulen. Dies bei einem Budget von rund 360 Mio. Franken, wofür 44 Prozent der Einnahmen aus Steuern und Ressourcenausgleich benötigt werden. Und die Erkenntnis, wie wenig die Stadt effektiv davon steuern kann, da der Grossteil der Vorgaben der Kanton macht.
Eine der grössten Herausforderungen ihres Departements ist, dass Winterthur genug Schulraum und Lehrpersonen hat. Wie gehen Sie das Problem an?
Diese Herausforderung gehen Stadtrat und Schulpflege gemeinsam an. Für den Schulraum wenden wir eine Zwei-Säulen-Strategie an: Einerseits sollen bestehende Schulbauten erweitert und neue Schulhäuser erstellt werden und auch Schulraum zugemietet werden. Parallel werden wir die individuelle Raumsituation in den verschiedenen Schulhäusern analysieren und die Raumnutzung weiter optimieren. Bereits heute wird zum Beispiel ein Fachzimmer am Vormittag für die Schule und am Nachmittag für die Betreuung genutzt.
Eines der grössten Projekte, die Sie im Sportbereich mit angestossen haben, ist der Ausbau der Schützenwiese. Wie gross ist da die Tendenz, dass der Stadtrat auf einen Abstieg des FCW spekuliert und danach die Ausbaupläne wie bei Ihrem Vorgänger schon, in der Schublade verschwinden?
Diese Tendenz gibt es nicht. Das Vorhaben des Stadtrats ist ligaunabhängig. Wir haben uns dafür entschieden, zwei verbundene Projekte parallel anzugehen: Erstens die Erneuerung der Stirntribünen. Der Projektierungsantrag dazu ist in der Beratung der Kommission. Parallel dazu wird für die gesamte Parzelle Schützenwiese (inklusive Haupttribüne, Kindergarten und Betreuung) die Planung weitergehen.
Soziale Gerechtigkeit und ökologische Verantwortung: Für diese beiden Themen wollten Sie sich im Stadtrat einsetzten. Wie gut ist Ihnen das gelungen?
Wann immer ich in diesem Jahr Entscheidungen fällen durfte, dann im Sinne dieser beiden Themen. Ich habe mich und werde mich immer für die nachhaltigste Lösung einsetzen – diese soll finanziell tragbar und sowohl ökologisch als auch gesellschaftlich wertvoll sein. Dafür stehe ich als grüne Politikerin. Einen grossen Hebel habe ich z.B. als Jurymitglied bei Architekturwettbewerben. Mit der Projektauswahl für neue Schulhäuser werden wichtige Weichen für die Zukunft gestellt. Ich setze mich jeweils sehr für die Entwürfe mit dem besten ökologischen Fussabdruck ein; das geht sehr oft Hand in Hand mit der Wirtschaftlichkeit.
Ich habe das Gerücht gehört, Sie wollen zurücktreten. Wie viel Wahrheit steckt dahinter?
Da haben Sie eine sehr unzuverlässige Quelle erwischt. Ich habe keinerlei Absicht zurückzutreten. Im Gegenteil: Ich gehe jeden Tag mit Freude an die Arbeit. Jetzt habe ich ja gerade ein Jahr im Amt hinter mir. In dieser Zeit habe ich sehr viel investiert und freue mich dementsprechend auf alle weiteren Jahre.
Was wünschen Sie sich für Winterthur in Zukunft?
Was ich unserer Stadt schon immer gewünscht habe: weiterhin eine lebenswerte Stadt für alle zu sein - für Menschen, die in Winterthur zuhause sind, zur Schule gehen oder hier arbeiten. Uns allen wünsche ich ein offenes, diverses und vorwärtsschauendes Miteinander.
⋌Interview: Sandro Portmann
Das Interview wurde schriftlich geführt. Aus Platzgründen konnte nur ein Auszug publiziert werden. Alle Fragen und Antworten finden Sie online unter:
www.winterthurer-zeitung.ch
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